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Was KI mit schnellem Internet zu tun hat

By 19. Juni 2024Juli 8th, 2024News, Success Stories

Künstliche Intelligenz wird mehr und mehr zum täglichen Begleiter

Ob ChatGPT, digitale Assistenten oder Smart Homes. Der Hype um Künstliche Intelligenz und ihre Anwendung im täglichen Leben – privat und beruflich – ist ungebrochen. Wohin geht der Weg? Welche Entwicklung steht uns in diesem Bereich in den nächsten Jahren bevor? Und was hat der Breitbandausbau damit zu tun? Über diese und weitere Fragen haben wir mit dem Wirtschaftsinformatiker und Hochschulprofessor Stefan Stoll gesprochen.

Experte vergleicht KI mit Industrialisierung

Als Leiter des Studiengangs Wirtschaftsinformatik an der DHBW Villingen-Schwenningen beschäftigt sich Prof. Dr. Stefan Stoll seit Jahren mit dem Fortschritt von Technologien und deren Auswirkungen auf Unternehmen und Wirtschaft. Um die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) anschaulich zu erklären, nennt Stoll einen Begriff, der bereits vor mehreren Jahrhunderten für Aufregung in der damaligen Gesellschaft sorgte: Industrialisierung. Denn: „Künstliche Intelligenz ist für mich letztlich nichts anderes als eine Industrialisierung, und damit Automatisierung, von Problemerkennung und Problemlösung“, sagt Stoll.

Zu Zeiten der industriellen Revolution war es die menschliche Arbeitskraft, die durch Dampfmaschine und Fließbänder ersetzt wurde. „Mittlerweile werden geistige Prozesse industrialisiert“, sagt Stefan Stoll. Für den 59-Jährigen ist das nichts Schlechtes – im Gegenteil. „Wenn wir etwas automatisieren, dann läuft das danach immer effizienter – also schneller und kostengünstiger, und damit kundenfreundlicher – ab.“

KI als Unterstützung für den Menschen 

Als ein alltägliches Beispiel nennt er Smart Watches, die rund um die Uhr verschiedene Gesundheitsdaten überwachen und auf Unregelmäßigkeiten hinweisen. „Um diese Unregelmäßigkeit zu finden, hätte man früher einen Arzttermin gebraucht. Heute kann die Smart Watch, die über Sensoren gewonnenen Daten in eine Cloud schicken, wo sie mit Hilfe von Software hinsichtlich auffälliger Muster analysiert werden. Dies macht Ärztinnen und Ärzte aber keineswegs überflüssig. Ganz im Gegenteil: Sie müssen die von den KI-Systemen bereitgestellten Diagnosen immer noch interpretieren, mit den Patienten besprechen und Therapien begründen. Mit Hilfe von KI werden gute Ärzte zu noch besseren Ärzten “, so Stoll.

Jobs werden in Zukunft interessanter und qualifizierter

Er sieht Künstliche Intelligenz daher ganz generell als Unterstützung für die Menschen und spricht von einem Co-Pilot. Dieses Wort wählt er nicht ohne Grund: So nennt auch Microsoft seine KI. Doch wie wird sich die KI auf die Art und Weise des Arbeitens und Lebens in der Zukunft auswirken? Wird es manche Jobs künftig nicht mehr geben? Diese Sorge, die viele Menschen haben, will Stoll nicht komplett entkräften. „Ja – es werden Jobs wegfallen. Das macht Angst und das verstehe ich“, sagt der Wirtschaftsinformatiker. „Aber es werden in erster Linie monotone, stark repetitive und langweilige Jobs sein, die hier automatisiert werden. Das ist per se ja nicht schlecht. Grundsätzlich kann festgehalten werden: Ein Mensch, der eine KI benutzt, wird immer demjenigen überlegen sein, der keine KI nutzt. Wir Menschen werden in Summe also interessantere und qualifiziertere Jobs bekommen“, ist Stoll überzeugt.

Prof. Dr. Stefan Stoll

Viele Unternehmen der Region befinden sich beim Einsatz KI-spezifischer Tools noch in einer Anfangsphase, findet der Hochschullehrer, der durch Beiratstätigkeiten, Beratung und Vorträge Einblick in zahlreiche Unternehmen hat. „Es gibt ein paar wenige Unternehmen, die schon recht weit sind. Viele stehen aber erst am Anfang der Entwicklung. Hier ist jetzt wichtig, die KI den Mitarbeitenden schnell zur Verfügung zu stellen, damit diese mit den Tools in ihrem Arbeitsbereich experimentieren und herausfinden können, wo der KI-Einsatz Sinn macht – und wo nicht.“ Vor allem in den Bereichen Prozessoptimierung, Produktentwicklung und Kundenservice sieht der Wirtschaftsinformatiker großes Potenzial für den KI-Einsatz.

Gedanken zur KI-Nutzung machen, bevor es zu spät ist

Auch bei Stiegeler ist das Thema Künstliche Intelligenz angekommen. Im Kundenservice und der Softwareentwicklung werden bereits erste digitale Hilfsmittel angewendet, weitere Einsatzmöglichkeiten werden geprüft, erklärt Geschäftsführer Felix Stiegeler. Wie Stoll ist auch er davon überzeugt, dass Unternehmen mittelfristig ohne die Nutzung von KI nicht mehr wettbewerbsfähig sein werden. „Daher müssen wir uns jetzt Gedanken dazu machen, bevor es zu spät ist.“

Deshalb ist der Breitbandausbau für KI so wichtig

Dafür zwingend erforderlich: schnelles Internet. „Die Datenmengen, die von KI verarbeitet werden, sind schon heute unvorstellbar groß – und sie werden täglich größer. Ohne genügend Bandbreite wird die Entwicklung nicht so schnell weitergehen können, wie bisher. Das könnte zu einem gefährlichen Flaschenhals werden“, so Stoll. Dem Breitbandausbau komme daher eine extrem große Bedeutung bei der digitalen Transformation zu.

Der Gesellschaft steht also auch weiterhin eine große Entwicklung bevor – im positiven Sinne. Eine existenzielle Bedrohung durch intelligente Maschinen sieht Stoll nicht: „Ganz klar, in der Hand der Falschen ist jede Technologie eine Bedrohung. Dass Maschinen aber in absehbarer Zeit gegen uns Menschen arbeiten könnten, ist für mich eher ein Thema für Hollywoodfilme als eines der Realität.“

Dieser Text zum Thema Künstliche Intelligenz ist Teil der aktuellen Ausgabe unseres Magazins „Unser Netz“. Hier geht’s zur gesamten Ausgabe – viel Spaß beim Lesen!

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